Lore am Sonntag – Abaddon
In der heutigen Ausgabe von „Lore am Sonntag“ beschäftigen wir uns mit Abaddon, dem ehemaligen Gott der Geheimnisse, der Tiefe und des Wassers.
Wer war Abaddon?
Am 51. Tag der Reise zog eine düstere Erscheinung auf. Die unverkennbaren Silhouetten vergessener Kriegsschiffe manifestierten sich am flimmernden Rande des Horizonts.
Und Jadoth betete: „Abaddon! Herr der ewigen Tiefen, Hüter der Geheimnisse! Öffnet meine Augen und erfüllt mich mit dem Wissen des Abgrunds, auf dass ich meine Feinde zerschmettern und auf den Grund des Ozeans schicken kann!“
Da zog eine unheilvolle Stille auf. Der dämmrige Himmel zerbarst und Sterne hagelten herab auf die vergessene Armada. Die See begann zu kochen und es öffnete sich ein tiefer Schlund, ein Malstrom, der sogar das Licht verschluckte. Und der Himmel war schwarz und leer.
Und es erhielt Jadoth, Auserwählter Abaddons, der erste Margoniter, seine Magie.Schriften von Abaddon: 1 v.E.
Abaddon war der menschliche Gott der Geheimnisse, der Tiefe und des Wassers. Er war der Vorgänger von Kormir. Die Ursprünge Abaddons, sowie sein Werdegang zur Gottheit sind unbekannt. Der Apostat, einer seiner Margoniter-Diener, erklärte, dass Abaddon seine Kräfte von einer anderen Gottheit bekam. Abaddon war zu seiner Zeit in Arah mit der Lagerung und Sicherung von magischen Relikten beauftragt.
Der Gott der Geheimnisse war während seiner Lebzeit für viele Kriege und Katastrophen verantwortlich. Er sorgte für das „Große Feuer“, den „Kataklysmus“ den „Jadewind“ und den „Albtraum“.
In der Kunst wird Abaddon oftmals mit einer sechsäugigen Maske, sowie Tentakel-ähnlichen Haaren dargestellt. In seinen Händen trägt er entweder eine Schriftrolle oder wirkt Magie. Mit der Versieglung Abaddons wurde ein großer Teil seiner Statuen vernichtet, da die restlichen Götter seinen Platz in der Geschichte tilgen wollten.
Abaddons Wirken und seine Versieglung
Abaddon betrat im Jahr 205 v.E. gemeinsam mit fünf anderen Gottheiten die Welt in Cantha und brachte die Menschen mit sich.
Im Jahr 1 v.E. entdeckte Abaddon den Blutstein des Seher-Volkes. Auf Geheiß des Götter-Pantheons entsiegelte Abaddon den Blutstein und entfesselte eine große Menge magische Energie auf Tyria. Dadurch konnten die „neuen Völker“ in Tyria wieder Magie wirken.
Durch das Erlernen von magischen Fähigkeiten konnten die Menschen viele Kriege gegen andere Völker für sich entscheiden. Sie eroberten große Teile Tyrias und errichteten riesige Königreiche auf dessen Grund.
Nach einer Weile bekriegten sich jedoch die Menschen gegenseitig. Als das Sterben und Töten zu schlimm wurde, pilgerte der König der vereinten Königreiche Doric nach Arah, der orrianischen Stadt der Götter. Dort fiel er vor Dwayna, Balthasar und Melandru auf die Knie und flehte die Gottheiten an, dass sie den Menschen wieder die Magie nehmen sollen. Unter Tränen beschloss Dwayna die Zerteilung des Blutsteins in sechs Teile.
Die Teilung des Blutsteins und die Limitierung des magischen Potentials erzürnten Abaddon. Er erklärte, gemeinsam mit den Margonitern, den anderen Göttern den Krieg und ließ ihre Tempel und Schreine schänden.
Am „Schlund der Qual“ fand der letzte Kampf zwischen Abaddon und den anderen Göttern stand. Diese konnten ihn unter einem großen Kraftaufwand besiegen und versiegelten ihn in das Reich der Qual, seiner Nebel-Domäne. Durch den Kampf wurde aus dem damaligen Kristallmeer, eine Wüste. Geschwächt von ihrem Kampf mit Abaddon, verließen die restlichen Götter die Welt. Dieses Ereignis wurde als „Exodus der Götter“ bekannt. Seit diesem Zeitpunkt schwor Abaddon Rache gegenüber den restlichen Göttern und der Menschheit.
Abaddons Rachefeldzug
Der Rachefeldzug des Abaddon begann, im Jahr 872 n.E., mit de Jadewind des Shiro Tagachi. Abaddon entsendete einen seiner Dämonen nach Cantha. Dieser verkleidete sich als eine alte Wahrsagerin und berichtete Shiro regelmäßig von seinem Tod durch Kaiser Angsiyan am Erntedankfest. Shiro geplagt von diesem Gedanken entschloss sich den Kaiser vorher selbst zu töten. Auf der Spitze des Ernteturms tötete Shiro das canthanische Oberhaupt, während seines Gebets. In einer Blutrausch tötete der ehemalige Leibwächter des Kaisers nun auch die canthanischen Soldaten und konnte erst durch das Eingreifen von der Assassine Visu, dem Kurzick-Champion Viktor und dem Luxon-Champion Archemorus aufgehalten und getötet werden. Der Tod Shiros löste eine große magische Explosion aus und große Teile des canthanischen Kontinents verwüstete.
Im Jahr 1070 n.E. entsendete Abaddon einige seiner Titanen zum Vulkan Hrangmer. Dort stieß der Brand-Trupp, ein Charr-Trupp der Flammen-Legion, auf die Feuerkonstrukte. Die Titanen gaben ihnen den „Kelch des Großen Feuers“ und forderten die Vernichtung der Menschen Ascalons, sowie die Anbetung der Titanen als Gegenleistung an.
Die Charr-Legionen, vereint unter dem Banner der Flammen-Legion, attackierten in einer riesigen Offensive die menschlichen Königreiche Ascalon, Kryta und Orr an. Durch das Große Feuer konnten sie den Nordwall Ascalons zersprengen und in das Reich einfallen. Über die freigesprengte Route attackierten die Charr nun auch die anderen Menschenreiche. Der orrianische Visier Khilbron, besessen von den Visionen des versiegelten Abaddons, entwendete die „Verlorene Schriftrolle“ des geächteten Gotts und las aus ihre Zeilen. Er entfesselte dadurch den mächtigen Kataklysmus. Er konnte die Charr-Invasion vor den Toren Arahs zwar stoppen, versank aber dafür das gesamte orrianische Reich ins Meer. Das krytanische Königreich konnte den Angriff der Charr nur mit der Unterstützung des Weißen Mantels und seiner „Götter“, den Mursaat, aufhalten. Sein Ziel die drei Menschen-Königreiche zu destabilisieren oder sogar zu vernichten, war Abaddon damit zum Teil erreicht.
Der „Albtraum“ und der Fall Abaddons
Im Jahr 1075 n.E. wurde Kormir, die Anführerin des Sonnenspeer-Ordens, auf antike Inschriften des Abaddons aufmerksam. Durch ihre Neugier wurde ein Teil von Abaddons Macht wieder freigesetzt und das Siegel der Götter deutlich geschwächt. Dabei wurde Kormir von Abaddon berührt. Gleichzeitig korrumpierte der geächtete Gott den Geist von Varesh Osssa, der Kriegsherrin von Kourna. Sie sollte seine Freilassung (auch genannt „Albtraum“) durch die Schändung der Tempel der anderen Gottheiten und das Öffnen eines Portals in das Reich der Qual, ausführen. Dafür stellte er Varesh einige seiner Dämonen und Margoniter zur Verfügung.
Kurz vor seiner endgültigen Befreiung konnte Varesh durch Kormir und einer Gruppe von elonischen Helden getötet werden.
Durch das bereits geöffnete Portal reiste die Gruppe in die Domäne Abaddons. Im Zentrum seines Reiches wurde Abaddon von der Heldengruppe getötet. Sein Tod drohte einen großen Teil der Welt zu vernichten, doch durch ein Geschenk der Götter an Kormir, konnte sie die Energie des sterbenden Gottes absorbieren und zur Gottheit aufsteigen. Kormir wurde somit zur Nachfolgerin Abaddons als Göttin der Wahrheit.
Abaddons Einfluss in Guild Wars 2
Der Kampf der Götter, sowie der Kampf Kormirs gegen Abaddon und seine Folgen sind auch in Guild Wars 2 noch deutlich zu spüren. So erklären die Dschinns der Einöde, dass die Magie Abaddons noch immer in der Welt verweilt und einen chaotischen Einfluss auf diese haben könnte. Aus diesem Grund versiegeln sie die Magie in Runensteine und verwenden diese um sogenannte „Schakale“ zu erschaffen.
Ansich ist es ein bisschen schade, weil hier gute Ansetze vorhanden waren Abaddon zu einem deutlich komplexeren Widersacher aufzubauen:
Gerade in Bezug auf den Auslöser des Konflikts zwischen den Göttern, hätte man Abaddon nicht zu einem Gott machen brauchen, der sich einfach dem notwendigen verweigert; sondern zu einem machen können, der einen Anderen ebenfalls brauchbaren Lösungsansatz favorisierte und sich nicht dahinein fügen wollte, dass die anderen Götter ihn überstimmten/übergingen…
…auch den Fortlauf der Geschichte hätte man so stricken können, dass er ansich einen positiven Plan verfolgt, aber wenig Verständnis oder Toleranz dafür hat, dass andere andere Optionen wählen und wenig bereit ist zu verhandeln sondern sehr Ambiguitätsintolerant reagiert.
Das wäre dann im Grunde einer der „Widersachertypen“, wie ich sie schätze: Ein Gott/Mächtiges Wesen, welches nicht aus niederen Beweggründen oder Fachlichen Fehleinschätzungen heraus „böse“ ist, sondern aus seiner Arroganz und Rücksichtslosigkeit heraus, mit der er meint, der Umstand, dass er fachlich (tatsächlich) richtiger liegt als die Anderen, würde seinen Plan im ausreichenden Maße legitimieren und den der anderen illegitim machen – so was sind tragische Antagonisten, bei denen man im Nachhinein sagen muss, dass sie in fast allem Recht hatten, aber nicht die Fähigkeit oder Bereitschaft die anderen davon zu überzeugen, oder sich formalen regeln Unterzuordnen, selbst wenn diese in der Konsequenz nicht zum besten Ergebnis führen, weshalb sie den weg des Vigilanten wählten und so schlussendlich zum Bösewicht wurden.
Gerade Abaddon hätte das Potential gehabt ein solch komplexer Bösewicht zu werden; stattdessen erscheint er hier eher als eher plumper Bösewicht, der sich zunächst stur stellt ohne eine bessere Option zu haben und dann einen zwar Trickreichen aber in der Motivation doch einfach gestrickten Rachefeldzug lostritt…