Meinung

Keine Kommunikation, kein Hype, kein Interesse?

Guild Wars 2 ist noch keine fünf Jahre alt, doch Fans haben gefühlt bereits alles mitgemacht, was man mit einem MMORPG erleben kann. Wir hatten Zeiten, in denen der Content nur kurzfristig zur Verfügung stand und zwei Wochen später fast vollständig entfernt wurde. Wir hatten Monate ohne neue Inhalte. Wir erlebten einen der wohl angenehmsten Release-Tage eines Addons, welches jedoch gleichzeitig viele Probleme hatte, die erst Monate später behoben wurden. Und aktuell stehen wir bei regelmäßigen Veröffentlichungen mit gutem Inhalt, der jedoch selten zum Wiederspielen einlädt.

Eine ähnliche Achterbahnfahrt haben wir auch in der Kommunikation erlebt. Zwischen November 2012 und Januar 2013 gab es fast keinen Laut der Entwickler und plötzlich bekamen wir die Lebendige Welt vor die Nase gesetzt. Vor der Lebendigen Welt Staffel 2 und besonders vor dem Addon Heart of Thorns bekamen wir die „Hype-Dröhnung“ von Colin Johanson und viele Spieler waren von den Ergebnissen enttäuscht. Inzwischen wird nur das angekündigt, was bereits fertig ist und in wenigen Tagen oder Wochen veröffentlicht wird.

Mit Ausnahme der nach dem Patch stattfindenden AMAs ist es sehr ruhig um die Entwickler geworden. Doch ist diese neue Kommunikationspolitik wirklich besser für Guild Wars 2? Kann der fehlende Hype nicht auch schädlich für das Spiel sein?

Zu großer Hype

Ein Großteil des Jahres 2015 haben wir damit verbracht, uns auf das Addon Heart of Thorns zu freuen. Mit Blogposts zu Precursor-Schnitzeljagden, Gildenhallen, Legendären Waffen, Raids und vielem mehr wurde ein Hype aufgebaut, in den sich die Community nochmal extrem hineingesteigert hat. Besonders die neuen Gebiete sollten ganz besonders und in ihrer Art einzigartig sein. Die Ernüchterung folgte dann mit dem Release. Die Gebiete waren für einige zu kompliziert, die Aufgaben teilweise zu schwer, das Endgame zu sehr auf Raids und Meta-Events fokussiert.

Der Hype um das Addon und die danach eintretende Ernüchterung sorgten bei vielen für einen schlechten Beigeschmack, den Heart of Thorns trotz eines guten Quartals-Patches bei einigen nie mehr losgeworden ist. Dies war übrigens nicht der erste Fall von Ernüchterung. Schon zuvor wurden die Schnitzeljagden für Precursor mehrfach verschoben, angekündigte Dinge wieder abgesagt und andere erst mit deutlicher Verspätung veröffentlicht.

Diese „Fehler“ liegen aber etwas in der Natur der Sache in der Spielentwicklung. Häufig haben Entwickler gute Ideen, die sich jedoch schwer, mit großer Zeitverzögerung oder gar nicht umsetzen lassen. Dann wird eine solche Idee natürlich wieder verworfen. Wurden diese jedoch im Vorfeld bereits mit der Community kommuniziert, ist der Ärger vorprogrammiert.

Zu wenig Kommunikation

Als Präsident Mike O’Brien nach dem Abgang von Colin Johanson den Bereich der Kommunikation übernommen hat, waren viele Spieler extrem begeistert. Es gab klare Ankündigungen, klare Anweisungen und AMAs mit Entwicklern, die uns mit einigen neuen Informationen versorgten. Auch die erschienenen Episoden der Lebendigen Welt wurden ordentlich veröffentlicht, bekamen jeweils gute Trailer und liefen insgesamt sehr rund. Eigentlich sollten wir doch damit zufrieden sein, denn jeder entstandene Hype war berechtigt. Eigentlich.

Denn gerade als Fansite erleben wir aktuell etwas, was wir in all den Jahren so noch nicht hatten. Es gibt kaum Aussagen der Entwickler, es gibt wenig Raum zum Spekulieren und es gibt keinen Fahrplan, mit dem man auf Fragen der Community antworten könnte. Wir können nur wenig aktiv kommunizieren und damit nur wenig für das Spiel tun. Denn wenn es gar nichts zu berichten gibt, dann verfliegt auch etwas das Interesse. Nicht nur von außerhalb, von Leuten, die sich zufällig mal auf die Guild Wars Webseite oder zu uns hier auf Guildnews verirren. Sondern teilweise auch von den Fans

Wo ist die goldene Mitte?

Wir als Community tragen sicherlich eine Mitschuld. In alle Aussagen der Entwickler versuchten wir etwas zu interpretieren, in allen Bildern suchten wir Hinweise und jede Ankündigung wurde sofort in bunten Farben ausgeschmückt. Doch wir als Community sind auch Werbeträger. Wir präsentieren das Spiel unseren Freunden, im Reddit, auf Blogs oder auf Youtube. Wir sind wichtig für das Fortbestehen von Guild Wars 2.

Und darum sollte man uns nicht ignorieren. Man sollte die Fragen zum WvW nicht ins Leere laufen lassen. Man sollte den Fans hin und wieder eine Karotte vor die Nase halten, damit sie sich auf etwas freuen können. Man sollte uns gegenüber auch Fehler kommunizieren und zeigen, dass die Entwickler mit dem Herzen bei der Sache sind, auch wenn nicht immer alles klappt. Denn wenn wir das Gefühl haben, dass den Entwicklern das Spiel egal ist, dann ist es irgendwann auch uns egal.

Wo ist die goldene Mitte? Warum nicht etwas Fertiges, wie zum Beispiel ein Fraktal, ein paar Wochen vor dem Release anteasern? Warum wird nicht einfach mal eine Diskussion zum kommenden Legendary gestartet? Warum gibt es keine Liste mit Punkten, die im Jahr 2017 auf jeden Fall abgearbeitet werden – und sei sie auch noch so klein? Auch wenn es Probleme bei den Änderungen am WvW gibt, warum werden diese nicht kommuniziert?

Ich möchte an dieser Stelle betonen, dass ich die jetzige Situation für das Spiel insgesamt als besser betrachte, als die „Hype-Trains“ vorher. Doch ich habe Sorge, dass die fehlende Kommunikation irgendwann dazu führt, dass sich niemand für Guild Wars 2 interessiert und sich alles irgendwann im Sand verläuft. Ich wünsche mir die goldene Mitte aus klarer Kommunikation ohne Hype, aber auch ohne alles tot zu schweigen.

Sputti

Alexander Leitsch war früher mal unser Chef. Inzwischen geht er dem Journalismus nichtmehr hier, sondern hauptberuflich nach. Ingame erreicht man ihn unter dem Accountnamen: Sputti.8214

10 Kommentare

  1. Sehr guter Artikel. Ich bin die letzten Monate auch sehr ambivalent mit der neuen Strategie. Klar ist, anteasern von Funktionen die nicht umgesetzt werden, schadet dem Spiel enorm. Dennoch braucht man das Gefühl, dass das Spiel lebendig ist. Da würde auch schon helfen, wenn man wüsste an was grob gearbeitet wird, welche Probleme bekannt sind etc. Und vor Allem: TEASER. Ruhig mal die Community einen Monat lang spekulieren und ein Video oder einen Post nach hints durchsuchen lassen. Das macht Spaß und hält die Community am Leben.

    Außerdem glaube ich, dass wir in diesem Jahr, oder allerspätestens in der ersten Hälfte 2018 eine zweite Erweiterung brauchen. Ansonsten werden viele nach LS 3 abspringen. Im Moment bin ich eigentlich auch nur noch bei GW2, weil ich noch ein paar unvollendete Dinge habe. Wenn diese Sammlungen irgendwann fertig sind kann es gut passieren, dass ich auch mit dem PvP aufhöre, weil der Reiz für das Spiel nachlässt.

     

  2. Etwas bessere Kommunikation fände ich schon gut.

    z.B. bei neuen Features in Entwicklung.

    ESO hat zum Beispiel ein Jahr vorher gesagt das sie am Housing arbeiten aber es eben noch dauert. Aber die Spieler wussten – Housing kommt.

    Was Anet aber dringend machen muss ist ihre Lebendige Welt Teaser Videos verbessern. Als GW2 Spieler weißt du das ne neue map und Story kommt. Aber als nicht GW2 Spieler sind diese Teaser total nichtssagend. Da muss Text rein … sowas wie „im nächsten Update unter anderem … ein neues 5 Mann Fractal, der nächste Raid Flügel, ein neues Gebiet, …“. So wie das die meisten anderen MMOs auch machen.

  3. Ich bin selbst zu einem anderen MMO „übergelaufen“ (FFXIV).

    Warum ich GW2 habe liegen lassen?

    – Nerfs Nerfs Nerfs, ständig musste ich Klassen die ich für hunderte Gold und hunderten Spielstunden ausgestattet habe links liegen lassen in Sachen Raids.

    – Die Einführung des Damagemeters hat in Raidgilden zu einer Reduzierung der Spieler auf Zahlen gesorgt und den Erfolg des Teams entwertet.

    – Zunehmend unfreundliche und egoistische community in Raids und Dungeons. Der Mensch wird an 2. stelle gesetzt.

    Bei FFXIV erlebe ich zurzeit genau das gegenteil. Da kann man als vollnoob im endgame content mitmischen. Man bekommt tipps und tricks und die spieler rage quitten nicht wenns mal wo hakt. DPS ist nur ein sekundärfaktor, es kommt auf technik und mechanik an nicht auf irgendwelche behämmerten Timer die dank nerfs immer schwerer einzuhalten sind. Gute DPS sind hier nur ein Bonusfaktor um mechaniken skippen zu können.

    GW2 wird für mich sicher mitm nächsten Addon wieder interessant, wegen seiner tollen Story und Inszenierung. Aber was Dungeons und Raids angeht, mag ich die GW2 Community nicht mehr. Flamer, Yeller, Ragequitter an allen Ecken und Kanten. Die gibts in FFXIV selten, weil ein quitten mit einer sperre bestraft wird.

    Und die Metaevents, so gut sie auch sind, werden nach dem X-Ten mal einfach langweilig wenn man an der 2000h marke kratzt.

    1. Schade, dass es dir mit den Raids und dem subjektivem Gefühl „die Community entwickelt sich zum negativen“ so geht. Bisher habe ich nie empfunden dass ein „negativruck“ Einzug hält. Gerade das mit dem „neuen Spielern helfen, Tipps und Tricks etc.“ zu streuen oder selbst unterstützt zu werden Empfand und empfinde ich noch immer als am positivsten gemessen zu WoW und SWTOR oder GW1 (das ich nach ein paar Spielstunden links liegen ließ, da ich nur Bahnhof verstand, aber auch keine Unterstützung von Mitspielern bekam). Ragequitter, Flamer etc. gab es auch bei GW2 schon immer, auch da kommt es mir nicht so vor alsob es sich häufen würde.

  4. Inzwischen habe ich auch kaum noch Motivation, GW2 anzumachen. Eigentlich mache ich es nur noch für RP an, denn nach fast 9000 Stunden Spielzeit, ist alles inzwischen irgendwie langweilig. Zudem nervt es mich immer mehr, dass nahezu ständig ein neuer Hotfix nachgeschoben wird.

    Versteht mich nicht falsch. Hotfixes sind gut und wichtig. Aber ständig? Man bekommt mehr und mehr das Gefühl, Arenanet würde nur unfertige Patches herausbringen und die Spieler nach den letzten Bugs suchen lassen. Zumal Patches oder Hotfixes immer ziemlich groß an Datenvolumen sind. Dank Umzug und jetzt vorhandener Bambusleitung tut das nochmal extra weh.

    Dass nun regelmäßig neuer Content in der LS3 rauskommt ist an sich ganz nett, aber bietet kaum was neues, geschweige denn Wiederspielwert. Die Story ist schnell abglaufen, die Maps finde ich offen gesagt anstrengend.

    GW2 ist immernoch ein wunderschönes Spiel. Aber ja, man bekommt immer mehr das Gefühl, dass die Kluft zwischen Entwickler und Community immer größer wird.

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