Guild Wars 2 eines der erfolgreichsten Spiele 2016?

Das Marktforschungsunternehmen SuperData Research hat Zahlen und Statistiken zum Jahr 2016 veröffentlicht. In ihrem Artikel geht es unter anderem um die umsatzstärksten Vollpreis-Titel auf dem Computer und unter diesen Titeln befindet sich Guild Wars 2 auf dem dritten Platz. Vor unserem MMORPG sollen nur Overwatch und Counter Strike Global Offensive liegen, auf die Plätze vier und fünf wurden unter anderem Minecraft und Fallout 4 verwiesen. Spiele wie League of Legends, Dota 2 und andere Free-to-Play-Titel wurden bei dieser Auflistung nicht berücksichtigt, da sich die Statistik um Vollpreis-Spiele dreht.

SuperData Research gibt dabei 91,0 Millionen USD-Dollar Umsatz bei Guild Wars 2 an. Diese Zahl wäre durchaus beeindruckend und würde sogar die Ergebnisse des Vorjahres einstellen (91,81 Mio. USD) und das Jahr 2014 weit überragen (78,1 Mio. USD). Doch während wir 2015 den Release des Addons Heart of Thorns feiern durften und der Verkauf davon knapp ein Drittel des gesamten Umsatzes des Jahres ausmachte, war 2016 ein eher zurückhaltendes Jahr.

Der Blick auf die Zahlen

Wenn man auf die Zahlen der ersten drei Quartale 2016 schaut, dann wirkt die 90 Millionen fast unerreichbar. Das erste Quartal hat noch respektable 26,15 Mio USD eingebracht, die beiden folgenden nur 14,45 und 13,33. Diese beiden Zahlen waren sogar die schlechtesten Ergebnisse überhaupt für Guild Wars 2. Addiert man die drei Quartale zusammen, kommt man auf ca. 51 Millionen Dollar. Die letzten beiden Monate (die Statistik bezieht sich auf die Zeit von Januar bis November) müssten also laut SuperData knapp 40 Millionen Dollar eingebracht haben und wäre damit erfolgreicher als der Release von Heart of Thorns samt Einnahmen im vierten Quartal 2015 (31,27 Mio. USD).

Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Guild Wars in zwei Monaten so viele Einnahmen generiert hat. SuperData Research ist ein Unternehmen, welches sich auf eigene Zahlen und Statistiken beruft und reale Zahlen nicht immer mit einbezieht. Schon in der Vergangenheit hat das Unternehmen Fehleinschätzungen veröffentlicht. Ob Guild Wars 2 wirklich eines der umsatzstärksten Spiele 2016 war, werden wir vielleicht mit den Veröffentlichungen der Quartals-Zahlen für das vierte Quartal 2016 von NCSoft, aber auch von anderen Firmen erfahren.

Warum schreibt ihr was dazu?

Weil viele andere Webseiten es tun und weil Community-Mitglieder uns einen Artikel von der Gamestar verlinkt haben. Dort wurden die Zahlen zu Overwatch und Co. veröffentlicht und nicht wirklich hinterfragt. Zweifellos ist Overwatch ein erfolgreiches Spiel und wird vermutlich auch am Ende tatsächlich den ersten Platz bei PC-Spielern bekommen, doch es fehlen auch viele große Titel in dieser Auflistung aus dem Jahr 2016 (Battlefield 1 und Call of Duty zum Beispiel). Ich (Sputti) persönlich frage mich zum Beispiel auch, wo World of Warcraft Legion gelandet ist. Eines der erfolgreichsten WoW-Addons laut Blizzard und die zusätzlichen monatlichen Kosten sollten eigentlich mehr als 90 Millionen USD eingespielt haben. Man kann also davon ausgehen, dass sämtliche Spiele mit Abo-Modell in dieser Statistik ausgelassen wurden. Aus anderen Statistiken bei SuperData wird ebenfalls ersichtlich, dass auch Spiele mit einem optionalen Abo-Modell (zum Beispiel ArcheAge und SWToR) bei solchen Auflistungen als Abo-Spiele gezählt werden.

Fazit

Man sollte solche Statistiken, die nicht mit Zahlen von offiziellen Publishern belegt werden können, immer kritisch sehen (manchmal sogar die von Publishern!). Während einige Webseiten behaupten, dass Guild Wars 2 zu den erfolgreichsten PC-Spielen des Jahres zählt, wissen wir, dass die 90 Millionen USD mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit nicht erreicht wurden. Wir wissen auch, dass sämtliche Free-to-Play-Titel (League of Legends zum Beispiel mit über eine Milliarde Umsatz in 2016), sämtliche Abo-Titel (z.B. World of Warcraft) und alle Spiele mit optionalen Abo-Modellen (z.B. SWToR) nicht berücksichtigt wurden. Ja, Guild Wars 2 zählt weiterhin zu den erfolgreichen Spielen, aber ganz oben mischen wir wohl nicht mit.