Für eine Forschungsfrage im 1. Semester Sozialwissenschaften durfte ich mir mit einer Kommilitonin ein Thema frei aussuchen. Wir haben uns für den Bereich „Gender und Games“ entschieden. Wir hatten uns gefragt, wie wohl die Geschlechterverteilung in einem Videospiel zu der Verteilung in der Realität steht und was die möglichen Gründe sein könnten. An der Umfrage, die sowohl auf dem guildnews.de-Discord, als auch in der gw2germany-Facebookgruppe veröffentlicht wurde, haben 335 Spielerinnen und Spieler teilgenommen. Für die Auswertung ist die Tabelle bereinigt und somit liegen 331 Datensätze vor.
Gender in GW2
ArenaNet hat keine Daten veröffentlicht, wie viele Frauen/Männer Guild Wars 2 spielen, und Daten zur Verteilung der binären Geschlechter liegen nur in der Gesamtheit aller erstellten Charaktere vor. Dementsprechend ist alles Folgende eine Schlussfolgerung auf Grundlage der beiden Communitys, in denen die Umfrage für einen Zeitraum von knapp einem Monat veröffentlicht wurde.
Geschlechterverteilung der Spielenden
Zum besseren Verständnis: Teilnehmer sind in diesem Text immer männlichen Geschlechts , Teilnehmerinnen weiblich, Teilnehmende sind die Summe.
Die Antworten auf die Frage, welchem binären Geschlecht sich die einzelnen Teilnehmenden zugeordnet fühlen, spiegeln die Zahlen des Jahresreports der deutschen Gamesbranche wieder. Nach deren Bericht für das Jahr 2018 spielen 47% Frauen und 53% Männer regelmäßig.
Bei 331 Teilnehmenden an der Umfrage ergaben sich fast die gleichen Prozentwerte bei der Verteilung der Geschlechter.
Geschlechterverteilung der Hauptcharaktere
Die Mehrheit der Teilnehmenden spielt allerdings, unabhängig davon, wie sie sich selbst definieren, einen weiblichen Hauptcharakter . Zwei Drittel aller Hauptcharaktere sind weiblich. Soweit nicht überraschend.
Auch, wenn GW2Efficiency eine ähnliche Datenlage hergibt, nämlich, dass die Mehrheit der Charaktere weiblichen Geschlechts sind, war das nicht immer so: Kurz nach Release von Guild Wars 2 waren die männlichen Charaktere in der Mehrheit. Allerdings zeigt GW2Efficiency nur die Summe aller erstellten Charaktere. Ein Unterschied zwischen Hauptcharakteren und Twinks ist nicht gegeben, zumindest lässt die API dies nicht zu.
Schauen wir uns die Verteilung genauer an:
Von 173 Teilnehmern könnte man erwarten, dass diese mehrheitlich einen weiblichen Hauptcharakter besitzen. Dem ist nicht so. 99 von 173 Teilnehmern besitzen primär einen männlichen Hauptcharakter. Nur 74 einen weiblichen.
Die Verteilung bei den Teilnehmerinnen sieht allerdings anders aus. Über 90% der Frauen spielt hauptsächlich mit einer Frau.
„damsel in distress“
Das Bild der „Jungfrau in Nöten“ ist ein klassisches Leitmotiv für einen Heldenepos. Die meisten Videospiele haben nach wie vor einen männlichen Protagonisten, der irgendeine Frau/Prinzessin/usw. aus den Händen eines Böseswichtes oder dergleichen retten darf. Im Genre der MMORPGs fällt dieses Leitmotiv weg. Trotzdem stellt sich hier die Frage nach dem warum. Also, wieso entscheiden sich die Teilnehmenden der Umfrage für die Wahl eines bestimmten Geschlechts für ihren Hauptcharakter?
Von den Teilnehmerinnen die einen weiblichen Charakter spielen, sagen 75,9% JA zu der Frage, ob ihre Protagonistin weiblich ist, weil auch Frauen Helden sind. Von den 13 Teilnehmerinnen, die einen männlichen Charakter spielen, bejaht eine, dass ihr Charakter männlich ist, weil nur Männer Helden sind.
Bei den 173 Teilnehmern sieht die Verteilung wie folgt aus:
99 von ihnen spielen einen männlichen Hauptcharakter. Zwei von ihnen stimmen der Aussage zu, dass ihr Charakter männlich ist, weil nur Männer Helden sind. Von den 74, die einen weiblichen Charakter spielen, stimmen 47 der Aussage zu, dass auch Frauen Helden sind, und dies der Grund für die Wahl des Geschlechts im Spiel ist.
Relation von Emanzipation in Bezug auf das eigene Geschlecht
Die nachfolgenden Werte beziehen sich immer auf die Frage nach dem Geschlecht des Charakters in Relation zum eigenen Geschlecht der Teilnehmenden im Kontext nach der Frage des Heldentums.
Die Teilnehmer mit weiblichem Charakter, die auf die Frage Mein Hauptcharakter ist weiblich, weil auch Frauen Helden sind?, mit Nein geantwortet haben verteilen sich mehrheitlich auf die Option, dass ihr Charakter weiblich ist, obwohl sie männlich sind. Die 47 Teilnehmer, die der Auffassung sind, dass auch Frauen Helden sind, differenzieren sich wie folgt mit ihrem eigenen Geschlecht in Bezug auf die Geschlechterwahl.
Bei den Teilnehmern mit männlichen Charakteren, verteilt sich die Mehrheit auf die Option weil ich männlich bin.
Die 12 Teilnehmerinnen mit einem männlichen Charakter, die auf die Frage Mein Hauptcharakter ist männlich, weil nur Männer Helden sind? mit Nein geantwortet haben, haben diesen Protagonisten mehrheitlich erstellt, obwohl sie weiblich sind. Eine Teilnehmerin der Umfrage, die der Ansicht ist, nur Männer seien Helden und deren Charakter männlich ist, begründet ihre Wahl des Charakters damit, dass sie weiblich ist.
98 von 110 Teilnehmerinnen, die einen weiblichen Charakter spielen, haben die Wahl des Geschlechts damit begründet, dass sie weiblich sind. Diejenigen, die mit Nein geantwortet haben, definieren sich mehrheitlich auch weiblich.
Resümee
Auch, wenn es nicht überraschend ist, dass die Mehrheit der Charaktere weiblich ist, so ist es trotzdem interessant, dass die Mehrheit der Teilnehmer einen männlichen Charakter spielt, und die Mehrheit der Teilnehmerinnen einen weiblichen Charakter.
Wenn man die patriarchialen Strukturen der Gesellschaft in der westlichen Welt zu Grunde legt, so sind die Ergebnisse der Umfrage konträr zu soziologischen Annahmen. Auffallend sind die Abweichungen in der Geschlechterverteilungen der Teilnehmenden im Spiel, sowie ihr Verständnis der Helden-Rolle.
Die Antworten zu Mein Hauptcharakter ist männlich, weil nur Männer Helden sind./Mein Hauptcharakter ist weiblich, weil auch Frauen Helden sind. zeigen, anders als eventuell gedacht, ein progressiveres Weltbild, als, dass nur Videospiele für „junge, pubertierende Männer“ gedacht sind.
Datensatz
Die Antworten der Umfrage
Nachfolgend findet ihr die bereinigte Tabelle (nur binäre Geschlechtsangabe) um alles selbst nachvollziehen zu können.
Zeitstempel
1. Welchem Geschlecht fühlst du dich / fühlen Sie sich zugeordnet?
2. Welches Geschlecht hat dein/Ihr Hauptcharakter?
Mein Hauptcharakter ist männlich,
Mein Hauptcharakter ist männlich, weil nur Männer Helden sind?
Mein Hauptcharakter ist weiblich,
Mein Hauptcharakter ist weiblich, weil auch Frauen Helden sind?
Aouglas (ich mag "Per Anhalter durch die Galaxis"), aber ihr könnt mich Jojo nennen, Jahrgang '94, erste Games "Duke Nukem" und "Age of Empires" und seitdem PC-Spieler.
Nebenbei noch Student. Und stolzer Double Pistol Deadeye mit Siegeln-Spieler!
Schöner Text, leider wurden die, für mich, interessanten Fragen nicht beantwortet. Ich glaube, dass sich die wenigsten bei der Erstellung Ihrere Charactere die Frage „Mein Hauptcharakter ist männlich, weil nur Männer Helden sind?“ stellen:
– Interessant wäre daher gewesen, warum Spieler sich dazu entschieden haben NICHT das Geschlecht zu spielen, welches sie im RL haben? – Ich laufe oft durch Löwenstein und überlege ob da wieder wer „die Freundin die er/sie nie hatte“ gebaut hat („oder den Freund den sie/er nie hatte“). Ob so Klischees wahr sind?
Über eine Aufarbeitung dieser Fragen in deinem Text hätte ich mich auch gefreut.
Ich finde ebenfalls das dies eine tolle Ausarbeitung ist. Für eine Hausarbeit wäre eine ausführlichere Bearbeitung sicher zu umfangreich, da zu viele Fragen aufkommen. Die „Klischee-Frage“ ist sehr interessant. Ebenfalls würde mich interessieren bei wie vielen Spieler*innen die Geschlechterwahl durch die gewählte Klasse beeinflusst wurde oder andersherum. Bestimmte Klassen ordne ich unterbewusst bestimmten Rassen und einem bestimmten Geschlecht zu. Elementarmagier -> Frau -> Mensch/Sylvari Krieger -> Mann -> Norn/Charr Ingenieur -> Mann -> Charr/Asura etc. Ein Männlicher Ele spielt sich für mich nicht der Magie entsprechend. Zu unelegant. Ein weiblicher Krieger spielt sich für mich zu weich. Wenn ich das so lese ist meine Ansicht auch sehr Klischee-behaftet ?♂️?
Stimmt, das ist ein guter Punkt. Bei Elementarmagiern sehe ich es zwar nicht so, dafür bei Mesmern. Das ist für mich eine „Frauenklasse“, einen männlichen Mesmer zu spielen kann ich mir nicht vorstellen. Und wie bei dir umgekehrt der Krieger. Der ist in meiner Vorstellung eher so ein Muskelberg, und das passt besser zu männlichen Charakteren. (Ja ich weiß, es gibt auch z.B. Bodybuilderinnen. Aber derart muskelbepackte Frauen finde ich einfach nicht schön.) Bei den anderen Klassen würde mir aber beides passen.
Bei mir hat es ganz banale Gründe. Meine ersten Charaktere waren überwiegend männlich, weil ich es im RL auch bin. Als ich dann später weitere Charaktere der selben Rassen erstellt habe, habe ich sie zur Abwechslung weiblich gemacht. Von einem dieser weiblichen Charaktere lag mir die Klasse so gut, dass dieser Charakter die Rolle meines Mainchar übernommen hat. Die Frage ob Frauen auch Helden sein können oder sowas hat mich da überhaupt nicht bewegt. Von der Spielmechanik her sowieso ein eindeutiges „ja“. Im RL auch, aber selbst wenn nicht wäre das in einem Fantasy-Universum irrelevant.
Warum meine Charaktere alle männlich sind, ist für ich ganz klar. Wenn ich jetzt schreibe, dass ich auf sie reagiere, bedeutet das nicht, mit einem Dauerständer vor dem Monitor zu sitzen und sie sabbern anglotze, aber die weibliche Figur hat seine Wirkung. Vielleicht bin ich noch nicht extrem abgestumpft und die Männer mit weiblichen Charakteren können sich attraktive Frauen wie tolle Autos anschauen, ohne jegliche Regung, die sich nicht in einer extremen sexuellen Erregung manifestieren muss, aber Wünsche und Bedürfnisse weckt die vielleicht so befriedigt werden oder bekämpft werden. Ich habe es ehrlich nie verstanden, wie man die ganze Zeit auf so einen geilen Arsch schauen kann und da nicht irgendwas ausgelöst wird. Klar habe ich einmal testweise einen weiblichen Char erstellt, aber selbst die teilweise obszönen „Kampfschreie“ waren mir zu viel und das in Kombination mit großen Brüsten und tollen aussehen, zeigte mir nur, dass man da seine kleine Bitch erstellt hat, weil die wie ein Hündchen funktioniert. Für mich ist klar, wenn ein Mann ein weiblichen Char spielt, irgendwas kompensiert werden muss und wenn man sich nur daran ergötzt, wie sie krepiert, weil man dabei an Mami, die böse war, oder an andere Schmähungen denken muss, die man durch Frauen erfahren hat. Für mich ist klar, die stecken vielleicht im falschen Körper, kompensieren so ihre Triebe und Bedürfnisse oder verarbeiten dadurch irgendwas.
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Schöner Text, leider wurden die, für mich, interessanten Fragen nicht beantwortet. Ich glaube, dass sich die wenigsten bei der Erstellung Ihrere Charactere die Frage „Mein Hauptcharakter ist männlich, weil nur Männer Helden sind?“ stellen:
– Interessant wäre daher gewesen, warum Spieler sich dazu entschieden haben NICHT das Geschlecht zu spielen, welches sie im RL haben?
– Ich laufe oft durch Löwenstein und überlege ob da wieder wer „die Freundin die er/sie nie hatte“ gebaut hat („oder den Freund den sie/er nie hatte“). Ob so Klischees wahr sind?
Über eine Aufarbeitung dieser Fragen in deinem Text hätte ich mich auch gefreut.
Ich finde ebenfalls das dies eine tolle Ausarbeitung ist.
Für eine Hausarbeit wäre eine ausführlichere Bearbeitung sicher zu umfangreich, da zu viele Fragen aufkommen.
Die „Klischee-Frage“ ist sehr interessant. Ebenfalls würde mich interessieren bei wie vielen Spieler*innen
die Geschlechterwahl durch die gewählte Klasse beeinflusst wurde oder andersherum.
Bestimmte Klassen ordne ich unterbewusst bestimmten Rassen und einem bestimmten Geschlecht zu.
Elementarmagier -> Frau -> Mensch/Sylvari
Krieger -> Mann -> Norn/Charr
Ingenieur -> Mann -> Charr/Asura
etc.
Ein Männlicher Ele spielt sich für mich nicht der Magie entsprechend. Zu unelegant.
Ein weiblicher Krieger spielt sich für mich zu weich.
Wenn ich das so lese ist meine Ansicht auch sehr Klischee-behaftet ?♂️?
Stimmt, das ist ein guter Punkt. Bei Elementarmagiern sehe ich es zwar nicht so, dafür bei Mesmern. Das ist für mich eine „Frauenklasse“, einen männlichen Mesmer zu spielen kann ich mir nicht vorstellen. Und wie bei dir umgekehrt der Krieger. Der ist in meiner Vorstellung eher so ein Muskelberg, und das passt besser zu männlichen Charakteren. (Ja ich weiß, es gibt auch z.B. Bodybuilderinnen. Aber derart muskelbepackte Frauen finde ich einfach nicht schön.) Bei den anderen Klassen würde mir aber beides passen.
Bei mir hat es ganz banale Gründe. Meine ersten Charaktere waren überwiegend männlich, weil ich es im RL auch bin. Als ich dann später weitere Charaktere der selben Rassen erstellt habe, habe ich sie zur Abwechslung weiblich gemacht. Von einem dieser weiblichen Charaktere lag mir die Klasse so gut, dass dieser Charakter die Rolle meines Mainchar übernommen hat. Die Frage ob Frauen auch Helden sein können oder sowas hat mich da überhaupt nicht bewegt. Von der Spielmechanik her sowieso ein eindeutiges „ja“. Im RL auch, aber selbst wenn nicht wäre das in einem Fantasy-Universum irrelevant.
Warum meine Charaktere alle männlich sind, ist für ich ganz klar. Wenn ich jetzt schreibe, dass ich auf sie reagiere, bedeutet das nicht, mit einem Dauerständer vor dem Monitor zu sitzen und sie sabbern anglotze, aber die weibliche Figur hat seine Wirkung. Vielleicht bin ich noch nicht extrem abgestumpft und die Männer mit weiblichen Charakteren können sich attraktive Frauen wie tolle Autos anschauen, ohne jegliche Regung, die sich nicht in einer extremen sexuellen Erregung manifestieren muss, aber Wünsche und Bedürfnisse weckt die vielleicht so befriedigt werden oder bekämpft werden.
Ich habe es ehrlich nie verstanden, wie man die ganze Zeit auf so einen geilen Arsch schauen kann und da nicht irgendwas ausgelöst wird.
Klar habe ich einmal testweise einen weiblichen Char erstellt, aber selbst die teilweise obszönen „Kampfschreie“ waren mir zu viel und das in Kombination mit großen Brüsten und tollen aussehen, zeigte mir nur, dass man da seine kleine Bitch erstellt hat, weil die wie ein Hündchen funktioniert.
Für mich ist klar, wenn ein Mann ein weiblichen Char spielt, irgendwas kompensiert werden muss und wenn man sich nur daran ergötzt, wie sie krepiert, weil man dabei an Mami, die böse war, oder an andere Schmähungen denken muss, die man durch Frauen erfahren hat.
Für mich ist klar, die stecken vielleicht im falschen Körper, kompensieren so ihre Triebe und Bedürfnisse oder verarbeiten dadurch irgendwas.