Job-O-Trons Reise: Die Geschichte eines Golems
In einem neuen Blogpost von Scot McGough, Mitglied des Degin Writer Teams, spricht er über den Charakter Job-O-Tron, der vielen momentan als Ho-Ho-Tron bekannt ist. Auch Peter Fries und John Ryan habe in Form kleiner Tagebucheinträge etwas zum Blogpost beigetragen, worin sie etwas über ihre Arbeit an dem kleinen Golem erzählen.
Hier der Blogpost für euch:
Für Guild Wars 2 zu schreiben, ist immer Teamarbeit und manchmal ist das Endergebnis besser als die Summe seiner Teile. Hin und wieder entwickelt eine Figur ein Eigenleben und wir, die bescheidenen Chronisten der Biografie dieses Charakters, fühlen uns ebenso beschenkt (und überrascht) wie das Publikum, wenn wir sehen, wo es mit ihm hingeht.
Aktuelles Beispiel: der unglückselige und oft schlimm ausgenutzte Golem des Konsortiums, der eine klare Aufgabe hatte, bis die Umstände einige größere Umleitungen auf seiner Karriereleiter erforderlich machten. Meine Damen und Herren, ich präsentiere im Namen des Autorenteams von Guild Wars 2: Job-O-Tron.
Teil 1: Die Idee
Lead Writer Bobby Stein merkte nach einer Teambesprechung zur Veröffentlichung von „Geheimnis von Südlicht“ unvermittelt und dreist an, es solle einen ABM-Golem geben, der die unglücklichen Siedler unsanft dazu auffordert, für das Konsortium zu arbeiten. Er schlug auch gleich einen Spruch vor: „Sucht euch Arbeit!“
Und damit war das Räderwerk in Gang gesetzt …
Teil 2: Job-O-Tron
Ich griff Bobbys Idee auf und entwickelte sie weiter: ein unangenehmer „Arbeitsberater“, der in Diensten des Konsortiums steht und nur die Aufgabe hat, die Siedler dazu zu bringen, dass sie eine, nach Auffassung des Konsortiums, „einträgliche Arbeit“ annehmen (mit anderen Worten, für das Konsortium arbeiten). Ich beschloss, dass dieser Golem das Lieblingsprojekt von Subdirektor Noll ist und daher auch dessen pingelige Ungeduld mit allem aufweist, was seinen Plänen in der Südlicht-Bucht entgegensteht (und damit Nolls Chancen verringert, die Konsortium-Leiter emporzuklettern).
Zusatzinfo: Noll und Bettlomat werden von demselben Schauspieler gesprochen, Yuri Lowenthal. Wir haben mit der Idee gespielt, Bettlomat mit Nolls Stimme sprechen zu lassen, wenn auch mechanischer, eben mehr wie ein Golem, entschieden uns dann aber letztlich für eine andere Stimme für Noll, was die Dialoge zwischen den beiden witziger macht. Job-O-Tron ist darauf programmiert, die hilflosen Siedler der Südlicht-Bucht zu drangsalieren, einzuschüchtern und zu erniedrigen, was natürlich das Risiko birgt, dass ihn alle hassen. Ich beschloss trotzdem, dieses Konzept umzusetzen und das Beste daraus zu machen.
Job-O-Trons Rettung (falls es überhaupt eine gibt) ist die Auflösung seines Handlungsstrangs, als ihm klar wird, dass er nach der Befreiung der Siedler aus ihren Knebelverträgen selbst keine Arbeitsstelle mehr hat. Er erkennt, und hier schlägt die ausgleichende Gerechtigkeit voll zu, dass er jetzt eines jener Individuen ist, für deren Beschimpfung er gebaut und programmiert wurde. Das ist zu viel für die magisch-technischen Synapsen, die sein Gehirn bilden, und er erleidet eine Art Zusammenbruch. Bettlomat ist deprimiert, akzeptiert aber letztlich sein trauriges Schicksal und nimmt den sozialen Abstieg an. Er rüstet sich entsprechend aus und macht sich auf den Weg rund um die Welt, auf der Suche nach einer neuen Aufgabe und einer neuen Einkommensquelle.
Teil 3: Bettlomat
Beim August-Brainstorming für die neuen Inhalte der Lebendigen Welt kamen Autor Peter Fries und ich überein, dass wir den Spielern zeigen wollten, was aus Job-O-Tron geworden ist. Als ein Wesen, das sich buchstäblich über seinen Beruf definiert, seine Position im Konsortium aber verloren hat, wäre es naheliegend, dass sich Job-O-Tron selbst einen neuen Namen gibt, der seine aktuellen Berufsaussichten verdeutlicht (so mager diese auch sein mögen — es gibt einfach keinen Markt für die Fähigkeit „glücklose Menschen beschimpfen und verhöhnen“). Außerdem würde er versuchen, die Menschenmassen und damit verbundenen Gelegenheiten beim Kronjubiläum der Königin in Götterfels auszunutzen. In dem Wissen, dass unsere gemeinsame Schöpfung in gute Hände kam, übergab ich die Zügel des neugetauften Bettlomat an Peter und trat einen Schritt zurück, um meinem Kollegen bei der Arbeit zuzusehen.
Autorentagebuch: Peter Fries über das Schreiben von Bettlomat
Ich fand die Idee wunderbar, dass ein Golem ohne Aufgabe sich selbst neu erfindet und seine Verdienstmöglichkeiten auslotet. Der frühere Job-O-Tron geriet in der Hauptstadt von Kryta unter eine Flutwelle von Straßenkünstlern und Hausierern, die alle mit den Feierlichkeiten anlässlich des Kronjubiläums von Königin Jennah schnelles Geld verdienen wollten. Ich sah eine Gelegenheit, unserem Golem einen menschlichen Gegenpart zu geben, und dachte mir einen lächerlichen Kleinkrieg zwischen Straßenkünstlern aus, die sich um ein Stück Gehweg vor dem neuen Kronpavillon streiten.
So lernte Bettlomat Marcello DiGiacomo kennen, einen mittellosen Minnesänger (gesprochen von Sam Reigel), der seine künstlerischen Ambitionen nicht aufgeben will, auch wenn sie ihm bislang nichts als Elend gebracht haben. Der Golem nahm seine Musik auf und spielte sie auf der Straße ab, um auch etwas Geld zu verdienen, was den Sänger berechtigterweise in beträchtlichen Zorn versetzte. Bettlomat verkannte das jedoch und glaubte, die beiden könnten rasch gute Freunde werden, und der Minnesänger versuchte vergeblich, ihn zu verscheuchen.
Zusatzinfo: Die Schauspieler Sam Reigel (Marcello) und Yuri Lowenthal (Bettlomat) sind im richtigen Leben gute Freunde, und als wir ihnen im Studio sagten, dass sie in ihren Szenen streiten müssten, grinsten beide diabolisch und sagten so etwas wie: „Mehr muss ich gar nicht wissen.“
Ich habe Maclaine Diemer gebeten, einige Stücke für Marcello zu komponieren und einzuspielen, die dann nach dem Diebstahl durch Bettlomat auch zu dessen Stücken wurden (unser Audioteam hat ein bisschen mitgeholfen). Anthony Ordon hat ihre Dialoge wunderbar geskriptet: Hin und wieder, wenn der zuständige Seraph die nicht genehmigten Bettler und Hausierer verscheuchte, zogen sich die beiden zurück, nur um dann wiederzukommen und weiterzumachen. Dazwischen, alleine unter einer Brücke, klagte Marcello: „Ich hoffe, ich sterbe bald.“
Ich war nicht darauf vorbereitet, die beiden verschwinden zu sehen, als Scarlet auftauchte und die Feierlichkeiten brüsk beendete, also ließ ich sie während des Angriffs von ihren Ätherklingen-Schlägern als Geiseln nehmen. In dem Spukhaus-Versteck, das Scarlet in dem abgeriegelten Pavillon einrichtete, mussten der Minnesänger und der Golem das Musikthema der Superschurkin immer wieder vorspielen, nur unterbrochen von Bitten wie „Habt Erbarmen. Erledigt erst diesen grässlichen Golem“ und „Als — Gefolgs-Golem — wäre — ich — sinnvoller — eingesetzt.“
– Peter Fries
Teil 4: Ho-Ho-Tron
Bettlomat und Minnesänger Marcello waren nur zwei von Scarlets zahlreichen Opfern und sie kamen relativ ungeschoren davon. Das heißt, sie waren beide am Leben bzw. intakt und mussten nicht in roten Badehosen herumlaufen. Das Autorenteam beschloss, dass ihre „Zusammenarbeit“ mit Scarlet den anderen Opfern im Kronpavillon und den Seraphen nicht entgangen war, und so standen die beiden Straßenmusiker bald darauf vor einem Tribunal in Götterfels, weil sie die Schurkin unterhalten hatten, die die Feier der Königin gestört und Jennahs Wachtritter in fürchterliche Monster verwandelt hatte. Das Paar entging zwar dem Gefängnis, wurde aber dazu verurteilt, im Rahmen von Wintertag Wohltätigkeitsarbeit zu leisten.
Und an dieser Stelle übernahm Autor John Ryan den Staffelstab von Peter und schrieb das nächste Kapitel des Konflikts zwischen Bettlomat und Minnesänger, mit einem sehr deutlichen Wintertag-Flair. Du bist dran, John.
Autorentagebuch: John Ryan über das Schreiben von Ho-Ho-Tron
Es war ein hartes Jahr in Tyria, und Wintertag sollte eine leichtfüßige Erholung werden. Als das Wintertag-Team also damit begann, die Festtage vorzubereiten, wollte ich etwas angemessen Festliches und Witziges dazu beitragen.
Minnesänger (der weithin geschätzte Marcello DiGiacomo) und Bettlomat sollten zurückkehren, da sie ideal waren für den humoristischen Ton von Wintertag, der mir vorschwebte. Aber warum sollten sie wieder da sein? Und warum gemeinsam? Letztes Mal hatten sie ständig gestritten, sogar in den Klauen von Scarlet. Was in Tyria könnte sie zurückbringen?
Plötzlich rief etwas in meinem Kopf „Sozialdienst!“, und ich musste laut loslachen. Die Idee, dass dieses glücklose Paar von Außenseitern für Scarlets Eskapaden bestraft wurde, war einfach zu schön. Sie sollten in Löwenstein festsitzen und Spenden sammeln — aber diesmal nicht wie letztes Mal für sich selbst, sondern für die Opfer von Scarlets Amoklauf.
Am besten gefällt mir an Ho-Ho-Tron, dass er nicht edel ist, nicht tapfer, kein vertrauenswürdiger Maschinen-Gefährte/Diener wie alle anderen Golems in Tyria. Er ist ein schmieriger und feiger Roboter, der von einem skrupellosen Unternehmen gebaut — und dann gefeuert wurde. Ein glückloser Automat, der zusammen mit einem untalentierten Trottel eine Aufgabe erfüllt, weil er dazu gezwungen ist, für ein Fest, das ihm nichts bedeutet.
– John Ryan
Teil 5: Die Zukunft
Wir wissen nicht genau, wo unser unerschütterlich Arbeit suchender Golem als Nächstes auftauchen wird, aber sobald Einzelheiten feststehen, werden wir sie garantiert mit unseren Spielern teilen. Solange es etwas zu tun gibt (das ein glückloser Golem ohne praktisches Geschick erledigen kann), wird Job-O-Tron/Bettlomat/Ho-Ho-Tron zur Stelle sein!